Programm 2025

Unsere Programme finden Sie immer im Blog Kalinen 2.0.

Münster ist voll spannender Frauengeschichte(n)!

Warum wurde ein Frauenkloster für die Gründung der Universität aufgelöst, die Frauen aber von Studium und Bildung ausgeschlossen? Wie konnten Frauen trotzdem ein eigenständiges Leben führen, Bankerin, Lehrerin oder Hebamme werden? Wo und wie lebten die Beginen in der Stadt? Diese und viele andere Fragen zu Münsters Frauengeschichte leiten uns. Arbeit war für Frauen immer selbstverständlich, Anerkennung und gesellschaftlichen Status gab es dafür eher nicht. Frauen gehen ihre eigenen Wege, auch wenn sie in Vergessenheit geraten. Herrschaft, Krieg und Gewalt, Zwangschristianisierung, wirtschaftliche Entwicklung, Reformationen und Revolutionen, Hexenverfolgungen, Neuzeit und Industrialisierung, Rollenfixierung und der ständige Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit veränderte das Leben aller Frauen in allen Jahrhunderten.

Wir, die Arbeitsgruppe Frauengeschichte Münster und das Autonome Frauenreferat des AStAs der Universität Münster laden alle interessierten Frauen/Mädchen zu den ‚Frauenhistorischen Stadtrundgängen‘ mit monatlich wechselnden Schwerpunkt-Themen an jedem zweiten Mittwoch im Monat von 16.30 Uhr bis ca. 18.00 Uhr ein:

 

Unsere Themen

Januar 2025:            Unsere zahlreich zugewanderten Frauen.

Jede Stadt hat einmal klein angefangen und entwickelte sich durch Zuwanderung. Dazu gehörte selbstverständlich, dass sich auch viele Frauen auf den Weg gemacht haben. In allen Jahrhunderten sind sie zu finden, wurden als wandernde Beginen in Münster sesshaft, kamen als adelige Frauen ins Damenstift oder suchten als Magd eine Anstellung. Aufgrund von Verfolgung wegen ihres Glaubens oder ihrer abweichenden Überzeugungen waren sie gezwungen, ihren Wohnort zu verlassen. Als Flüchtlinge fanden z.B. die Lotharinger Chorjungfrauen während des 30jährigen Krieges hier Schutz und boten den Mädchen in Münster eine Schulbildung an. Händlerinnen, Handwerkerinnen, Kiepenfrauen, Flüchtlinge, Vertriebene, Gastarbeiterinnen, Studentinnen und viele andere Frauen sind heute Münsteranerinnen. Einige von ihnen werden bei diesem Rundgang vorgestellt.

 

Februar 2025:            Im Schatten der Gotteshäuser.

„Das Weib schweige in der Gemeinde.“ Auf diesen Bibelspruch bezog sich die römisch-katholische Kirche, um Frauen auszugrenzen. Doch im Schatten der Gotteshäuser sind Frauen zu allen Zeiten zu finden. Ihren Spuren wollen wir nachgehen und die Frauen vorstellen, die z. B. bis ins 10. Jahrhundert als Apostelinnen in der Bibel zu finden waren, die als Heilige oder Märtyrerinnen verehrt worden sind. Auch von Frauen anderen Glaubens im Schatten der Gotteshäuser wird erzählt

 

März 2025:   Der lange Kampf um Frauenrechte!

Frauen kämpften zu allen Zeiten für ihre Rechte und ließen sich nicht einfach ‚die Butter vom Brot nehmen‘. Sie kämpften als Beginen, Bäuerinnen oder Täuferinnen, als Mägde, Händlerinnen oder Handwerkerinnen, als Erbinnen oder Revolutionärinnen, als Frauenrechtlerinnen oder Feministinnen. Ihr Verlangen gilt bis heute einem freien, selbstbestimmten Leben jenseits der 3 K‘s, der Reglementierungen von Königen, Kirchen, Kerlen oder der Rollenfixierung auf Kinder, Küche, Kirche. Von all den über die Jahrhunderte mutig kämpfenden Münsteranerinnen, die auch in diesem Jahr zum Internationalen Frauenkampftag wieder zu öffentlichen Aktionen einladen, wird zu hören sein. Davon, wie sie gelebt, wofür sie sich eingesetzt haben und was sie für sich und andere erreicht haben, wird berichtet.

 

April 2025:         Göttinnen – Heilige – Huren???

Frauenbilder, Frauendarstellungen im öffentlichen Raum begleiten uns tagtäglich, fallen uns aber gar nicht mehr auf. Über dem Schloss wachen die Göttinnen Nike und Fama, auch Diana ist dort zu finden. Die westfälische Athene schaut über den Domplatz. Mariendarstellungen befinden sich auf Plätzen, Heilige in und an den katholischen Kirchen, Madonnen, heidnische Prophetinnen oder die Frau als Lustobjekt in bleiverglastem Fenster am Stadtweinhaus geben Hinweise. Einige dieser prachtvollen Darstellungen werden wir aufsuchen, sie vorstellen, von ihnen erzählen, über ihren Einfluss diskutieren und anregen, sich selbst auf die Suche zu machen. Auch von den „Neun guten Heldinnen“ wird zu hören sein.

 

Mai 2025:               Trotz Fleiß kein Preis

“…wenn es üblich wäre, die kleinen Mädchen eine Schule besuchen und sie im Anschluß daran, genau wie die Söhne, die Wissenschaften erlernen zu lassen, dann würden sie genauso gut lernen und die letzten Feinheiten aller Künste und Wissenschaften ebenso mühelos begreifen wie jene. Zudem gibt es ja solche Frauen…” schrieb Christine de Pizan um 1405.
Frauen mangelte es nie an Fleiß, Bildung und Engagement. Sie arbeiteten zu allen Zeiten und in allen Bereichen. Wann, wie und warum wurden sie aber von den Männern aus bestimmten Tätigkeits- und Bildungsbereichen verdrängt und ihnen diese sogar verboten, für andere jedoch besonders geeignet gehalten? Was hieß Frauenarbeit vor ca. 1200, was vor 500, vor 250 oder 50 Jahren? 

Diesen und weiteren Fragen rund um die von Frauen geleistete Arbeit werden wir nachgehen und Frauen vorstellen, die sich trotz aller Widrigkeiten vielseitigen Tätigkeiten z.B. als Eigenhörige oder Regentin, Äbtissin, Begine oder Bäuerin, Marktfrau oder Medizinerin, gekrönt als Kaiserin, Dienstmagd, Handwerkerin oder Weinhändlerin, Lehrerin, Bankerin, Künstlerin oder Gärtnerin eigenständig, in abhängiger Beschäftigung oder in kaiserlichem Auftrag nachgegangen sind.

 

Juni 2025:               Frauen in Kriegs- und Friedenszeiten

Auch in Münster kämpften Frauen im Krieg und gegen den Krieg. Erzählt wird von Freiheitskämpferinnen wie Mathilde Franziska Anneke, der Täuferin Hilla Feicken, die als ‚die Judith von Münter‘ in die Geschichte einging oder von Königin Christina von Schweden. Frauen waren beteiligt als Täterinnen, Opfer, Mitläuferinnen, Gegnerinnen und Widerstandskämpferinnen. Von Soldatinnen, Marketenderinnen, Soldatenfrauen, Studentinnen, von Opfern des Faschismus und auch von Frauen, die gegen die Wiederbewaffnung, die Bundeswehr, den NATO-Beitritt, das Wettrüsten und die Kriegsbeteiligungen seit den 1950er Jahren auf die Straße gingen, wird zu hören sein.

 

Juli 2025:    Frauengeschichte(n) entlang des Aa-Seitenwegs

Wir werden uns auf die Suche nach Hildegard von Bingen machen und Fragen nachgehen, wie: Hat es in der kleinen Siedlung Mimigernaford Frauenarbeitshäuser gegeben? Galt im Mittelalter auch für Frauen: ‚Stadtluft macht frei!‘? Warum erhielten Beginen zunächst päpstlichen Schutz, erfuhren später aber Druck und Verfolgung? Wo lagen die Armenhäuser für Frauen? Wie konnten die Adligen Stiftsdamen des Klosters Liebfrauen/Überwasser deren Auflösung verhindern? Diese und weitere Fragen zur Lebenssituation von Frauen durch die Jahrhunderte werden wir entlang des Aa-Seitenwegs beantworten. Auch über Münsters Badestuben oder die Auseinandersetzungen um die Kleinkinderbewahranstalten zwischen 1840 und 1860 wird etwas zu hören sein.

 

August 2025:          Auch als Hexen verfolgt und verurteilt.   

In der Frühen Neuzeit des 16./17. Jahrhunderts, nicht im angeblich finsteren Mittelalter, wurden auch in Münster Frauen der Zauberei verdächtigt und als Hexen verfolgt. Kurfürst Ferdinand von Bayern, der von 1612 – 1650 auch Fürstbischof von Münster war, gilt als maßgeblicher Förderer der sog. Hexenprozesse. An verschiedenen Orten werden wir über einzelne Schicksale berichten und den gerichtlichen Ablauf beschreiben, der heute als grausames Unrecht gesehen wird. Andere verfolgte Vergehen von Frauen im frühneuzeitlichen Münster kommen ebenfalls zur Sprache: die Verletzung der Ehre, Diebstahl, Unfriedsamkeit, Streitlust oder Sittendelikte wie Kindsmord, Kuppelei, Gewalt in der Ehe oder Prostitution.

 

September 2025:   Künstlerinnen, Schriftstellerinnen & Co.

Für Frauen war es nicht selbstverständlich, Kunst – und Kultur schaffend tätig zu sein. Doch auch hier haben sie sich durchgesetzt. Vorgestellt werden Malerinnen, die eng mit dem 1831 gegründeten Westfälischen Kunstverein zusammen gearbeitet haben oder die Bildhauerin Hilde Schürk-Frisch, deren Brückenstein „Die zwölf Apostel“ besichtigt wird. Vom Drei-Frauen-Museum, vom ersten Autonomen Frauenzentrum und von Schauspielerinnen, Musikerinnen oder Schriftstellerinnen wird zu hören sein, die für ihren Weg gekämpft haben, trotz Behinderungen auf Tournee gegangen sind und sich einen Namen gemacht haben.

 

Oktober 2025:              Herr Käthe und Fräulein Luther.
Vor allem lutherische, protestantische, reformierte und evangelische Frauen, die in den letzen 500 Jahren hier in Münster gelebt und gewirkt haben, werden diesmal vorgestellt. Luther nannte seine Frau ‚Herr Käthe‘ und anerkannte damit ihre Leistungen. Gerade Frauen zeigten sich damals offen für Neues, übten Kritik am Bestehenden und beteiligten sich am Kampf für ein besseres Leben. Ohne die Leistungen der Frauen vor 500 Jahren im Öffentlichen und im Private

 

November 2025:          Mode, Macht und Merkwürdigkeiten   

Bekleidung ist wichtig, um z.B. vor Kälte und neugierigen Blicken geschützt zu sein. Doch die Kleidung zeigte auch die Position in gesellschaftlichen Hierarchien an, Farben und Stoffe waren bestimmten Menschen vorbehalten, anderen wurde es verboten, sie zu tragen und weitere Gruppen wurde dazu gezwungen, wie die Hübschlerinnen z.B. gelbe Kleider. Über Mode wurde / wird Macht ausgeübt, Menschen diskriminiert oder sogar ausgeschlossen. Der Streit um die Hose wird thematisiert, die heutige Vielfalt gezeigt und Merkwürdigkeiten erzählt. Mit schnell wechselnden Moden werden gute Geschäfte gemacht, aber macht das Sinn. Frauen als Stoffproduzentinnen, Schneiderinnen, Weberinnen, Putzmacherinnen, Geschäftsinhaberinnen, Verkäuferinnen, etc. werden vorgestellt.

 

Dezember 2025:        Die kurze Zeit der Täufer*innen …

Zeitlich geht es knapp 500 Jahre zurück in die Geschichte. Frauen hatten sich  1534 in großer Zahl der ‚Täuferischen Bewegung‘ in Münster angeschlossen. Sie verbanden damit die Hoffnung auf ein freieres und gerechteres Leben. Doch es kam ganz anders in der ‚Stadt der Frauen‘, auch Neues Jerusalem genannt, die so hieß, weil ca. 75 % bis 80 % der damaligen Einwohner*innen Frauen und Kinder waren.

In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, den frühen Jahren der Reformation wurde eine Erneuerung der Christlichen Kirche  angestrebt. Doch die  Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen und der alten Kirche gingen viel weiter. Sie führten zu verschiedenen sozial-revolutionären und reformatorischen Bewegungen, deren Mitglieder als Ketzer*innen  verfolgt und hingerichtet wurden. Zu ihnen gehörten auch die sog. Wiedertäufer, die für kurze Zeit die Herrschaft in Münster erlangt hatten. Im Mittelpunkt des Rundganges steht das Leben der Frauen in dieser Zeit.

 

 

WICHTIG:Anmeldungen bitte bis montags zuvor an: info@frauen-stadtrundgaenge-muenster.de!

Eine direkte Buchung ist ebenfalls möglich. Thema und Zeitpunkt wählen Sie dann selbst! Anfragen bitte an info@frauen-stadtrundgaenge-muenster.de

Weitere Infos unter
www.kalinen.wordpress.com/category/frauenhistorisches
oder Tel. 0176/50195257 (Arbeitsgruppe Frauengeschichte Münster)