Programm 2020

Unsere Programme finden Sie immer im Blog Kalinen 2.0.

Wir, die Arbeitsgruppe Frauengeschichte Münster, das Gleichstellungsreferat des FH-AStA und das Autonome Frauenreferat des AStAs der Universität Münster laden alle interessierten Frauen zu den Rundgängen mit monatlich wechselnden Schwerpunkten am zweiten und dritten Mittwoch im Monat von 16.30 Uhr bis ca. 18.00 Uhr ein:

Unsere Themen

Januar 2020:          Trotz Fleiß kein Preis!

“…wenn es üblich wäre, die kleinen Mädchen eine Schule besuchen und sie im Anschluß daran, genau wie die Söhne, die Wissenschaften erlernen zu lassen, dann würden sie genauso gut lernen und die letzten Feinheiten aller Künste und Wissenschaften ebenso mühelos begreifen wie jene. Zudem gibt es ja solche Frauen…”  schrieb Christine de Pizan um 1405.

Frauen mangelte es nie an Fleiß, Bildung und Engagement. Sie arbeiteten zu allen Zeiten und in allen Bereichen. Wann, wie und warum wurden sie aber von den Männern aus bestimmten Tätigkeits- und Bildungsbereichen verdrängt und ihnen diese sogar verboten,  für andere jedoch besonders geeignet gehalten? Was hieß Frauenarbeit vor ca. 1200, was vor 500,  vor 250 oder 50 Jahren?

Diesen und weiteren Fragen rund um die von Frauen geleistete Arbeit werden wir nachgehen und Frauen vorstellen, die sich trotz aller Widrigkeiten vielseitigen Tätigkeiten z.B. als Ernährerin, Äbtissin, Begine oder Bäuerin, als Marktfrau oder Medizinerin, gekrönt als Kaiserin oder Königin, als Dienstmagd oder Handwerkerin, Waschfrau oder Weinhändlerin, als Eigenhörige oder Regentin, Lehrerin, Bankerin, Erzieherin, Künstlerin oder Gärtnerin eigenständig, in abhängiger Beschäftigung oder in kaiserlichem Auftrag nachgegangen sind.

Februar 2020:        Auch als Hexen verfolgt und verurteilt.

In der Frühen Neuzeit des 16./17. Jahrhunderts, nicht im angeblich finsteren Mittelalter, wurden  auch in Münster Frauen der Zauberei verdächtigt und als Hexen verfolgt. Kurfürst Ferdinand von Bayern, der von 1612 – 1650 auch Fürstbischof von Münster war, gilt als maßgeblicher Förderer der sog. Hexenprozesse. An verschiedenen Orten werden wir über einzelne Schicksale berichten und den gerichtlichen Ablauf beschreiben, der heute als grausames Unrecht gesehen wird. Andere  verfolgte Vergehen  von Frauen im frühneuzeitlichen  Münster kommen ebenfalls zur Sprache: die Verletzung der Ehre, Diebstahl, Unfriedsamkeit, Streitlust oder Sittendelikte wie Kindsmord, Kuppelei, Gewalt in der Ehe oder Prostitution

März 2020:              Frauen* streiken jetzt!

Frauen kämpften zu allen Zeiten für ihre Rechte und ließen sich nicht einfach ‚die Butter  vom Brot nehmen‘. Sie kämpften als Beginen, Bäuerinnen oder Täuferinnen, als Mägde, Händlerinnen oder Handwerkerinnen,  als Erbinnen oder Revolutionärinnen, als Frauenrechtlerinnen oder Feministin-nen. Ihr Verlangen gilt bis heute einem freien, selbstbestimmten Leben jenseits der 3 K‘s, der Reglementierungen von Königen, Kirchen, Kerlen oder der Rollenfixierung auf Kinder, Küche, Kirche. Von all den über die Jahrhunderte mutig kämpfenden Münsteranerinnen, die auch in diesem Jahr zum Internationalen Frauenkampftag wieder zu einem Frauen*Streik aufrufen, wird zu hören sein.

Davon, wie sie gelebt, wofür sie sich eingesetzt haben und was sie für sich und andere erreicht haben, wird berichtet.

April 2020:              Unsere zahlreich zugewanderten Frauen.

Jede Stadt hat einmal klein angefangen und entwickelte sich durch Zuwanderung. Dazu gehörte selbstverständlich, daß sich auch viele Frauen auf den Weg gemacht haben. In allen Jahrhunderten sind sie zu finden, wurden als wandernde Beginen in Münster seßhaft, kamen als adelige Frauen ins Damenstift oder suchten als Magd eine Anstellung. Aufgrund von Verfolgung wegen ihres Glaubens oder ihrer abweichenden Überzeugungen waren sie gezwungen, ihren Wohnort zu verlassen. Als Flüchtlinge fanden z.B. die Lotharinger Chorjungfrauen während des 30jährigen Krieges hier Schutz und boten den Mädchen in Münster eine Schulbildung an. Händlerinnen, Handwerkerinnen,

Kiepenfrauen, Flüchtlinge, Vertriebene, Gastarbeiterinnen, Studentinnen und viele andere Frauen sind heute Münsteranerinnen. Einige von ihnen werden bei diesem Rundgang vorgestellt.

Mai 2020:                 Göttinnen – Heilige – Huren ?

Frauenbilder, Frauendarstellungen im öffentlichen Raum begleiten uns tagtäglich, fallen uns aber gar nicht mehr auf. Über dem Schloss wachen die Göttinnen Nike und Fama, auch Diana ist dort zu finden. Die westfälische Athene schaut über den Domplatz. Mariendarstellungen befinden sich auf Plätzen, Heilige in und an den katholischen Kirchen, Madonnen, heidnische Prophetinnen oder die Frau als Lustobjekt in bleiverglastem Fenster am Stadtweinhaus geben Hinweise. Einige dieser prachtvollen Darstellungen werden wir aufsuchen, sie vorstellen, von ihnen erzählen, über ihren Einfluss diskutieren und anregen, sich selbst auf die Suche zu machen. Auch von den „Neun guten Heldinnen“ wird zu hören sein.

Juni 2020:                Künstlerinnen, Schriftstellerinnen & Co.

Für Frauen war es nicht selbstverständlich, Kunst – und Kultur schaffend tätig zu sein. Doch auch hier haben sie sich durchgesetzt. Vorgestellt werden Malerinnen, die eng mit dem 1831 gegründeten Westfälischen Kunstverein zusammen gearbeitet haben oder die Bildhauerin Hilde Schürk-Frisch, deren Brückenstein „Die zwölf Apostel“ besichtigt wird. Vom Drei-Frauen-Museum, vom ersten Autonomen Frauenzentrum und von Schauspielerinnen, Musikerinnen oder Schriftstellerinnen wird zu hören sein, die für ihren Weg gekämpft haben, trotz Behinderungen auf Tournee gegangen sind und sich einen Namen gemacht haben.

Juli 2020:                 Frauengeschichte(n) entlang des Aa-Seitenwegs.

Wir werden uns auf die Suche nach Hildegard von Bingen machen und Fragen nachgehen, wie: Hat es in der kleinen Siedlung Mimigernaford Frauenarbeitshäuser gegeben? Galt  im Mittelalter auch für Frauen: ‚Stadtluft macht frei!‘? Warum erhielten  Beginen zunächst päpstlichen Schutz, erfuhren später aber Druck und Verfolgung? Wo lagen die Armenhäuser für Frauen? Wie konnten die Adligen Stiftsdamen des Klosters Liebfrauen/Überwasser deren Auflösung verhindern?  Diese und weitere Fragen zur Lebenssituation von Frauen durch die Jahrhunderte werden wir entlang des Aa-Seitenwegs beantworten. Auch über Münsters Badestuben oder die Auseinandersetzungen um die Kleinkinderbewahranstalten zwischen 1840 und 1860 wird etwas zu hören sein.

August 2020:           Frauen im Schatten der Gotteshäuser.

„Das Weib schweige in der Gemeinde.“ Auf diesen Bibelspruch bezog sich die römisch-katholische Kirche, um Frauen auszugrenzen. Doch im Schatten der Gotteshäuser sind Frauen zu allen Zeiten zu finden. Ihren Spuren wollen wir nachgehen und die Frauen vorstellen, die z. B. bis ins 10. Jahrhundert als Apostelinnen in der Bibel zu finden waren, die als Heilige oder Märtyrerinnen verehrt worden sind. Auch von Frauen anderen Glaubens im Schatten ihrer Gotteshäuser wird erzählt

September 2020:    Die kurze Zeit der Täufer*innen …

Zeitlich geht es knapp 500 Jahre zurück in die Geschichte. Frauen hatten sich  1534 in großer Zahl der ‚Täuferischen Bewegung‘ in Münster angeschlossen. Sie verbanden damit die Hoffnung auf ein freieres und gerechteres Leben. Doch es kam ganz anders in der ‚Stadt der Frauen‘, auch Neues Jerusalem genannt, die so hieß, weil ca. 75 % bis 80 % der damaligen Einwohner*innen Frauen und Kinder waren.

In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, den frühen Jahren der Reformation wurde eine Erneuerung der Christlichen Kirche  angestrebt. Doch die  Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen und der alten Kirche gingen viel weiter. Sie führten zu verschiedenen sozial-revolutionären und reformatorischen Bewegungen, deren Mitglieder als Ketzer*innen  verfolgt und hingerichtet wurden. Zu ihnen gehörten auch die sog. Wiedertäufer, die für kurze Zeit die Herrschaft in Münster erlangt hatten. Im Mittelpunkt des Rundganges steht das Leben der Frauen in dieser Zeit.

Oktober 2020:        Berühmte & berüchtigte Frauen Münsters.

Wenn nach berühmten & berüchtigten Frauen gefragt wird, dann fallen sofort die Namen Annette von Droste Hülshoff und Amalie von Gallitzin.  Doch es gab nicht nur diese beiden. Bei den Rundgängen werden verschiedene Frauen aus unterschiedlichen Jahrhunderten vorgestellt, die in besonderer Weise Aufmerksamkeit erregt haben. Dazu gehören  z.B. Königin Christine von Schweden oder Katharina von Arnheim in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, Anastasius Rosenstengel, die Frau in Männerkleidung als Mann auftretend, die sich hier 1718 taufen und mit der Mühlhahnin trauen ließ oder die beiden katholischen Theologinnen Dr. Iris Müller und Dr. Ida Raming, die sich 2002 zu Priesterinnen weihen ließen. Auch von der Generalpostmeisterin der Kaiserlichen Reichspost Alexandrine von Taxis, der Studentin Ulrike Marie Meinhof  als Friedensaktivistin und späterer RAF-Terroristin oder der Äbtissin Ida von Merveldt und den Beginen wird zu hören sein.

November 2020:    Herr Käthe und Fräulein Luther.

Vor allem lutherische, protestantische, reformierte und evangelische Frauen, die in den letzen 500 Jahren hier in Münster gelebt und gewirkt haben, werden diesmal vorgestellt.

Luther nannte seine Frau ‚Herr Käthe‘ und anerkannte damit ihre Leistungen. Gerade Frauen zeigten sich damals offen für Neues, übten Kritik am Bestehenden und beteiligten sich am Kampf für ein besseres Leben. Ohne die Leistungen der Frauen vor 500 Jahren im  Öffentlichen und im Privaten hätte sich die Reformationsbewegung nicht so ausbreiten können. Sie ergriff und veränderte ganz Europa. Auch in Münster waren die 1520er Jahre bereits sehr unruhig und zum Ende des Jahrzehnts zeichnete sich ab, dass die Stadt lutherisch werden würde.

Dezember 2020:    Politikerinnen in und aus Münster.

Nur wenige politisch aktive Frauen sind in den Geschichtsbüchern zu finden. Doch es gab viele. Vor einhundert Jahren konnten sie erstmals das aktive und passive Wahlrecht ausüben. Dem ging ein knapp hundertjähriger Kampf der sog. Ersten Frauenbewegung voraus.  So setzte sich zum Beispiel Mathilda Franziska Anneke im Vorfeld der 1848er Revolution dafür ein. Sie musste sich  gefallen lassen, als „Kommunistenmutter“ bezeichnet zu werden. Vorgestellt werden weitere Frauen, die sich für das Frauenwahlrecht stark gemacht haben, sich selbst aktiv in verschiedenen Parteien und Organisationen mitmischen wollten sowie in den kommunalen Magistraten, den Stadt-, Landes- und Reichs-/Bundes-Parlamenten aktiv mitgearbeitet haben.

 

Wir treffen uns am zweiten und dritten Mittwoch im Monat um 16.30 Uhr am Eingang zum Fürstenberghaus, Domplatz 20-22;
der Teilnahmebeitrag beträgt 6,00€, ermäßigt 4,00 €. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. Kommt einfach vorbei. (Bei schlechtem Wetter und an Feiertagen findet der Rundgang nicht statt.)

Eine direkte Buchung ist ebenfalls möglich. Thema und Zeitpunkt wählen Sie dann selbst! Anfragen bitte an a.neugebauer@muenster.de

Weitere Infos unter
http://www.kalinen.wordpress.com/category/frauenhistorisches
oder Tel. 0176/50195257 (Arbeitsgruppe Frauengeschichte Münster)